Inhaltsverzeichnis

Vertrauen

Menschliche Grundbedürfnisse nach Schutz, Stabilität, Ordnung und Sicherheit sind unerlässlich, damit sich die eigene Persönlichkeit frei entfalten kann. Die Gesellschaft gibt mit ihren Regeln, Normen und Gesetzen eine Struktur vor, nach welcher wir unseren Alltag gestalten und planen. Wir gehen einem Beruf nach, bezahlen Steuern und andere Abgaben, beschaffen Nahrung im
Supermarkt und sichern unsere Existenz so gut es geht durch Rücklagen ab.
Neben diesen Grundbedürfnissen haben wir das Verlangen nach Gemeinsamkeit, Nähe und intimen
Beziehungen. Wir wollen uns mit anderen Menschen verbinden um uns verbunden fühlen zu können.

Früher war alles anders? Von Urvertrauen!

Woher das Bedürfnis nach Verbundenheit genau kommt, lässt sich nicht komplett erklären. Gehen wir zurück in die Uhrzeit, ist es nur wenig überraschend, dass ein einzelner Mensch in einer gefährlichen Welt, allein nicht lange überlebt hätte. Damals war es eher unwahrscheinlich das neben der Höhle ein Supermarkt stand. Das Essen musste gefunden, gejagt und erlegt werden, damit der Fortbestand der Menschen gesichert werden konnte. Menschen schlossen sich zu Gruppen zusammen und gingen gemeinsam auf die Jagd. Zu gross war die Gefahr, dass sie einer urzeitlichen Hauskatze begegnen… Kurzum lässt sich daraus schliessen, dass ein Ausschluss aus der Gruppe, den Tod des Einzelnen zur Folge hatte.

Heute

Heute gehen wir zwar nicht mehr mit Speer und Keule in den Supermarkt, da die Gefahr, von wilden Tieren angefallen zu werden, eher gering ist. Trotzdem sehnen wir uns weiterhin nach Verbundenheit zu anderen. Wir wollen uns durch andere wahrgenommen fühlen. Wir vertrauen unser Innerstes einer uns geliebten Person an um gemeinsam das Leben, gegen den Rest der Welt bestreiten zu können. Wir wollen gesehen, wahrgenommen und uns von unserem Gegenüber angenommen fühlen.

Wie das ICH Vertrauen verhindert

Immer häufiger treffe ich auf Personen, die sofort damit beginnen von sich und ihrem Erleben zu berichten. Sobald eine Lücke in dem meist langen Monolog entsteht und der Gegenüber auf das Gesagte eingeht, fährt die Person damit fort, von sich zu sprechen. Dies ist zum einen normal, denn wir suchen in einem Gespräch nach Ähnlichkeiten und eigenen Referenzen an Erfahrungen, damit wir uns einfühlen können. Spricht eine Person die gesamte Zeit über sich und geht dabei nicht auf den Gegenüber ein, sobald er sich ebenfalls mitteilen möchte, kann dies Energiezerrend sein und dazu führen, das keine tiefe Kommunikation entsteht.
In diesen Situationen zeigt sich klar unser Bedürfnis, uns anderen mitzuteilen zu wollen.

Oberflächlichkeit

Das eine Person die ganze Zeit über ihr Erleben erzählt, kann eine Menge unterschiedliche Gründe haben. Vielleicht erfuhr sie in ihrer Kindheit wenig Anerkennung und Wertschätzung durch ihre Eltern oder sie wurde öfters von anderen Abgelehnt, es könnte aber auch erlerntes Verhalten sein, um mit den eigenen inneren Schattenseiten nicht in Berührung kommen zu müssen. Häufig werden oberflächliche Gespräche über andere Menschen oder Situationen geführt. Eine tiefe Verbindung kann so nicht entstehen.

Wir wollen wirken, statt zu sein - Wie Vertrauen nicht entsteht

Heute scheint es wichtiger zu sein, auf andere als jemand besonderes zu wirken, statt man selbst zu sein. Menschen verstellen sich dabei und tragen eine Maske, damit sie sich so verhalten können, wie sie glauben
sich verhalten zu müssen oder wie sie glauben, dass der Gegenüber es von Ihnen erwartet. Eine tiefe Verbindung kann so nicht gelingen. Wieso neigen Menschen dazu eine Maske zu tragen und sich anders verhalten zu wollen?
Aus Angst vor Ablehnung und Zurückweisung. Wir haben die tiefe Angst in uns, dass wir von anderen Abgelehnt und abgewiesen werden könnten.

Dabei ist es häufig nicht der Gegenüber der uns ablehnt, sondern wir selbst. Wir lehnen uns im Voraus ab und sind der  dabei der Überzeugung, dass wir, so wie wir sind, nicht gut genug sind und daher abgelehnt werden müssen. Diese Core beliefs führen dann genau zu dem Verhalten, welches zu Abweisung und Oberflächlichkeit führt. Es fehlt die tiefe Verbindung.

Smalltalk…alles nur kein Smalltalk…

Lernen wir jemanden kennen, ist es mehr als verständlich, dass wir uns ihm gegenüber noch nicht ganz öffnen wollen. Wir müssen erstmal abschätzen, ob der Gegenüber Vertrauenswürdig ist und ob er auf der gleichen Resonanz schwingt. Wir bringen alle unterschiedlichen Erfahrungen, Sichtweisen und Überzeugungen aus unserem bisherigen Leben mit und haben daher alle eine ganz individuelle
Art mit der Welt und mit anderen in Kontakt zu treten. Daher ist es nicht verwunderlich, wenn wir nicht bei allen Menschen auf Resonanz stossen. 
Das Paradoxe an der Sache ist, dass wenn wir nicht dazu bereit sind, uns   offen mitzuteilen, indem wir uns authentisch und verletzbar zeigen, hierdurch auch keine tiefe Verbindung entstehen kann!

Gegen einen netten Plausch zwischendurch ist nichts einzuwenden, verlaufen allerdings alle Beziehungen und Gespräch oberflächlich, dann fehlt eine Tiefe im Leben, welche nicht auf andere Weise hergestellt werden, kann.

Ich durch Du

Wir können uns nur selbst als die Person erfahren, die wir sind, wenn wir ein Gegenüber haben, der uns in der Annahme bestätigt oder korrigiert! Erst durch ein Gegenüber können wir unser Wirken, erleben und unsere Überzeugungen, ja unser Sein überprüfen.

Wir suchen durch andere Menschen nach unserem Richtigsein.

„Der Mensch wird am Du zum Ich“

„Alles wirkliche Leben ist Begegnung“

(Martin Buber)

Diese beiden Zitate von Martin Buber verdeutlichen die Wichtigkeit von persönlichen Beziehungen.

Dazu bedarf es den Mut, sich dem Gegenüber ehrlich zu zeigen, als der der man ist und nicht als der, der man sein möchte oder glaubt für den Gegenüber sein zu müssen!

Vertrauen schaffen durch Offenheit

Sobald ich bemerke, dass ein Gespräch an Oberflächlichkeit nicht mehr zu übertreffen ist, beginne ich damit eine emotionale Frage zu stellen oder mache den ersten Schritt und erzähle von einer Schwäche von mir.

Probiere es aus! Die Reaktionen sind teilweise sehr beeindruckend. Es scheint in diesen Momenten, als ob der Gegenüber seine Maske fallen lässt, als ob er darauf gewartet hat und sich nun (endlich) hinter seiner Maske hervorwagen kann!

Teilst du dich offen mit, dann besteht die Möglichkeit, dass dies dein Gesprächspartner gleichtut . Wenn nicht, ist dies auch in Ordnung. Jeder darf frei entscheiden, wie weit er sich mitteilen und sich anderen und der Welt zeigen möchte.

Tiefe Verbindungen durch Vertrauen

Bemerkst du, dass das Gespräch nicht an Fahrt aufnimmt, versuche folgendes

  • Nach einem kleinen Warming up (Smalltalk) beginne aktiv damit den ersten Schritt zu machen, indem du dich als die Person zeigst, die du bist.
  • Teile dich in Gesprächen offen deinem Gegenüber mit ohne „wirken“ zu wollen!
  • Sprich über eine Angst, eine persönliche Sorge oder eine kleine Schwäche von dir und schau was passiert.
  • Höre deinem Gegenüber aktiv zu und gehe auf das Gesagte ein, indem du es nochmal wiederholst und Fragen stellst. Danach kannst du überlegen, ob du eine ähnliche Situation erlebt hast und ebenfalls darüber erzählen
  • Sei ehrlich und verstelle dich nicht! Was du zu gewinnen hast ist eine tiefe Verbindung, welche dich in deiner Entwicklung weiterbringt. 
  • Menschen warten meistens nur darauf, dass der Gegenüber den ersten Schritt macht, da sie selbst zu grosse Angst davor haben! Angst ist hierbei völlig normal!
  • Stelle eine Aussage von deinem Gegenüber in Frage! Dies fordert ihn heraus, da er bemerkt, dass du nicht alles leichtfertig glaubst. Es geht in einer Kommunikation nicht darum „Ja“ und „Amen“ zu sagen. Es geht darum deine Persönlichkeit zu zeigen! Also zeige dich! Zeige Grenzen, sage, wenn du anderer Meinung bist, sage wenn dich dein Gegenüber mit seiner Sichtweise wütend macht oder du ihm etwas nicht glaubst.
  • Mache nur erliche Komplimente 
  • Sei humorvol
  • Zeige Respekt – Jeder Mensch nimmt die Welt anders wahr. Jeder teilt nur seine eigene „Wahrheit“ mit.

Vertrauen durch Verletzbarkeit

Zeigst du dich verletzlich, indem du dich nicht verstellst, kann hierdurch eine tiefe Verbindung entstehen. Bist du die ganze Zeit damit beschäftigt, deine Maske und deine Rolle zu spielen, von der du überzeugt bist, dass dein Gegenüber diese von dir erwartet, sorgt dies nur für unnötigen Stress, wenig Tiefe und Oberflächlichkeit. 

Für Mutige mit Selbstvertrauen

Solltest du mit einer Person zu tun haben, die ausnahmslos über sich erzählt, dann sage es ihr! Nach meiner Erfahrung bemerkt dies dein Gegenüber selbst nicht und macht dies nicht aus böser Absicht!
Du könntest beispielsweise sagen:
Hei (Name der Person), ich finde es schön, dass du dich gerne unterhältst und von dir erzählst, für mich ist es schwierig dir zu folgen und ich finde das Gespräch so sehr oberflächlich…weisst du eigentlich …. (erzähle was von dir).
Ich wende dies nur in besonderen Situationen an, sobald ich das Gespräch nicht einfach beenden kann, wobei auch dies möglich ist, indem du deine Gegenüber wissen lässt, dass du
dich gerade nicht unterhalten möchtest.

Interessierst du dich dafür, wie du mehr mit dir ins Reine kommen kannst, um ein authentisches Leben führen zu können?

Dann könnte dieser Artikel
Schattenseiten  interessant für dich sein. Die Angst vor Ablehnung hat häufig mit unseren Schattenseiten zu tun, die wir an uns ablehnen aus Angst, selbst Ablehnung durch andere zu erfahren. Es sind gerade die
Seiten die wir an uns selbst ablehnen und nicht wahrhaben wollen und daher vor anderen verstecken, die uns zu einer authentischen Persönlichkeit machen! Willst du tiefer in die Materie einsteigen? Dann schau gerne hier vorbei.

Ich freue mich immer über deine Anregungen. Lass also gerne ein Kommentar da oder schreib mir eine E Mail.

Was sind deine Erfahrungen mit tiefen Beziehungen und Begegnungen?

Kommentar verfassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Neuste Blogartikel

Newsletter

Verpasse keine spannenden Neuigkeiten mehr!

* indicates required
Nach oben scrollen